Uni Hamburg – Debüt bei den Europäischen Hochschulmeisterschaften

<von JNM> Schon die Teilnahme eines Hamburger Teams an der Deutschen Hochschulmeisterschaft im Tischtennis ist in Vergangenheit eine Seltenheit gewesen. Ein völliges Novum war das Auflaufen der Uni Hamburg bei einer Europäischen Hochschulmeisterschaft. Der zweite Platz des Hamburger Teams um Spitzenspieler Hartmut Lohse bei der DHM 2014 hatte dem ersten Hamburger Team überhaupt die Qualifikation zur Europäischen Hochschulmeisterschaft in Genf im Juni dieses Jahres beschert.

So wunderte es nicht, dass wir, Florian Keck (MiBA), Alexander Kellert (Mathe und Sport auf Lehramt), Simon Moschall (Theologie) und Jan Niklas Meyer (Master PEP) mit sportlicher Innbrunst am 19.Juni nach Genf aufbrachen. Der Verzicht auf unsere Nummer eins, Hartmut Lohse, Drittligaspieler beim SV Siek, hatte uns zwar gezwungen unsere sportlichen Ambitionen etwas herunterzuschrauben, hinderte uns allerdings nicht daran, vom Turnier mehr als den offiziell deklarierten Zweck – die europäische Völkerverständigung – zu wollen. Zwar übten sich einige Athleten immer wieder darin die Völkerverständigung – unter anderem zum weiblichen Geschlecht – voranzutreiben (nicht zuletzt angesichts der allseits präsenten Euro-Krise verspürten hier viele Athleten offenbar einen ethischen Impuls), aber dennoch: wir waren nicht gekommen, um uns vorführen zu lassen. Zwar war im Vorwege klar, dass die obersten Plätze von anderen Nationen eingenommen werden würden, nichtsdestotrotz war ebenso zu erwarten, dass unser mit vier Regionalliga-Spielern ausgestattetes Team mit den letzten Rängen genauso wenig zu tun haben würde.

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Hatten viel Spaß auf ihrer ersten europäischen Hochschulmeisterschaft: Jan Niklas, Florian, Simon und Alexander

Schon am Flughafen in Genf offenbarte sich das Organisationstalent der Genfer: Ein kaum zu übersehener Empfangsstand nahm die ankommenden Athleten in Empfang und fuhr uns sogleich per Shuttle-service ins Hotel. Ebenfalls offenbarte sich uns hier die blühende Wirtschaft des Landes , allerdings zum Nachteil ausländischer Konsumenten: 10 Franken wollte man am Flughafen doch ernsthaft für einen Softdrink haben. Am Abend stand bereits ein kurzes „technical meeting“ an, das zwei hier nicht namentlich zu erwähnende Athleten auf Grund des enormen Jetlags versäumten.

Am Samstag morgen ging es dann in eine zur Tischtennis-Arena umfunktionierte Eishockey-Halle, die auch dem größten Materialfetischisten keinen Grund zur Klage gab. Nach kleiner Wartezeit begann dann eine rigide durchgeplante Völkerwanderung ins Stadion. Jetzt noch Fackel und Zuschauer und es wäre sicherlich eine olympiareife Eröffnungszeremonie gewesen. Nach den üblichen Formalitäten, die aus vier leider nicht all zu verständlichen Eröffnungsreden bestanden, startete dann der von allen heiß ersehnte Wettkampf.

Mit der Universität Ljubliana (Slowenien), den Lokalmatadoren aus Genf und der „University of Armenia“ hatten wir ein Los gezogen, über das wir uns nicht beschweren konnten. Obwohl erster bei der DHM 2014, hatte Berlin hingegen mit Polen und Russland gleich die zwei wohl stärksten Teams des Turniers erwischt. Wir starteten mit einem Krimi gegen Slowenien, den wir denkbar knapp und vor allem Dank unseres guten Teamspirits mit einem fünf-Satz-Sieg Alexanders im letzten Spiel mit 3:2 für uns entscheiden konnten. Dabei war der blühende Teamgeist keineswegs eine Selbstverständlichkeit, denn im Vorwege war nicht klar, ob zwischen den aus zwei rivalisierenden Vereinen stammenden Hamburgern, Alexander, Jan Niklas und Simon der Funke überspringen würde. Eine weitere erfreuliche Nachricht war, dass der Rücken Simons, der nach Langzeitverletzung hier in Genf sein Comeback gab, gehalten hatte.

Damit waren die Voraussetzung für ein Weiterkommen bestens. In der zweiten Partie hatten wir uns erneut vorgenommen, den ca. 50 anwesenden Zuschauern ein spannendes Match zu liefern. So wurde es dann am Ende erneut ein dramatisches Spiel, das wir gegen sichtlich andere Schlagtechniken lehrende Armenier erneut mit 3:2 zu unseren Gunsten entscheiden konnten. Auch dieses Mal lieferte unser robustes oberes Paarkreuz aus Alexander und Florian wieder die so wichtigen zwei Punkte, auf die Jan Niklas noch den entscheidenden Siegtreffer daraufsetzten konnte.

Im letzten Gruppenspiel ging es dann gegen Genf, die als Heimmannschaft tatsächlich eine kleine Zuschauerkulisse akquirieren konnten. Eine mit Weltranglistenranking versehene Nummer eins bereitete uns hier mächtig Probleme und auch an den Positionen zwei und drei, wo wir eigentlich Siegchancen hatten, verloren wir unglücklich. So wurde es dann ein zu deutliches 0:3, das uns höchst unglücklich am Einzug in die Runde der ersten acht hinderte. Drei Teams hatten nämlich letztlich eine 2:1-Konstellation, sodass wir mit dem schlechtesten Spielverhältnis das Nachsehen hatten.

So gingen wir mit etwas gedämpftem Ehrgeiz in Tag zwei, an dem von nun an wirklich die Völkerverständigung im Vordergrund stand. Nach einem klaren Auftaktsieg bekamen wir die Chance an der inndeutschen Ost-West-Verständigung zu arbeiten. Im direkten Duell gegen Berlin hatten wir in einem Spiel, bei dem beide Teams ihre Topkräfte schonten, mit 2:3 das Nachsehen.

Im letzten Spiel ging es dann noch einmal gegen die Türkei, das nicht hätte verloren werden müssen (2:3). So landeten wir am Ende auf einem akzeptablen 12. Platz. Die Tatsache, dass alle unsere Gruppengegner am Ende, obwohl wir zwei von ihnen geschlagen hatten, vor uns landeten war jedoch schon etwas tragisch.

An den Tagen drei und vier standen dann die Einzelwettkämpfe an, bei dem auf Grund eines „Sudden-Death“ Modus das Überstehen jeder Runde ein Erfolg war. Simon hatten es gleich in Runde eins mit dem späteren Finalisten zu tun, hier war nichts zu holen. Florian musste sich gegen einen unorthodoxen Penholder-Türken eine Lektion erteilen lassen und Alexander und Jan Niklas konnten jeweils eine Runde sicher überstehen, mussten sich dann aber gegen einen Polen und einen Tschechen trotz Satzgewinnen geschlagen geben. Auch im Doppel gab es für beide Teams ein Erstrunden-Aus.

Das frühe Aus im Einzel- und Doppelwettbewerb vertröstete uns jedoch schnell eine strahlende Sonne und ein vor traumhaften Alpenpanorama erstrahlendes Genf, in dem man, anders als in Hamburg, mit Blick auf’s Rathaus auch baden konnte. Zudem gab es ja auch noch Tischtennis vom Feinsten zu sehen. Im Einzel ging der Titel am Ende etwas überraschend an einen Tschechen, der einen zum Publikumsliebling avancierten Polen mit Zweitliganiveau schlagen konnte.

Unser großer Dank gilt der Fakultät für Bewegungswissenschaft, die uns die Teilnahme finanziell ermöglicht hat! Mit einem erneuten zweiten Platz bei der DHM 2015 haben wir wieder gute Chancen, auch 2016 Hamburg bei der EHM in Zagreb zu vertreten.

JNM

 

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