1.Herren sichert sich Herbstmeisterschaft in Kiel (Janni berichtet)

Mittels Umweg über das neue, auf dem Weg gelegene Anwesen des Grafen Alkes startete die Reise nach Kiel. Nach einer kurzen Inspektion seines in mühsamer Kleinst- und Eigenarbeit erbauten Fuchsbaus ging es spritsparend und umweltbewusst, ganz im Sinne unseres nicht anwesenden Theologen, in zwei Autos an die Ostsee. Während in Auto eins, gesteuert von Formel4-Pilot Tobi („das Auto ist ein Gebrauchsgegenstand“ führte nicht unbedingt zu erhöhtem Sicherheitsgefühl bei den Beifahrern), über Grundeinkommen, Solidarität und Weltfrieden diskutiert wurde, gab es im Dittmarschen Motorenwagen HipHop-Klänge a la „bounce that boody“ auf die Ohrmuscheln. Die knapp einstündige Fahrt nutzte Tobi abermals für ein leidenschaftliches Plädoyer für ein bedingungsloses Grundeinkommen, dem ein ebenfalls eine philophische Grundausbildung absolviert habender Oliver die Gedanken Peter Sloterdijks entgegenhielt.

Mit Ankunft an der Halle verlagerte sich die Aufmerksamkeit dann langsam auf den weißen Ball, der gegen die 14:2 stehenden Kieler mit Erfolg zur Herbstmeisterschaft geschlagen werden sollte. Nach kurzem aber knackigen Gefasel Jannis und einem gründlich verkorksten Begrüßungsspruch einer noch unkoordiniert wirkenden Kieler Mannschaft (vielleicht spielten die sprachlichen Barrieren der drei Dänen im Team hier auch eine Rolle), starteten wir in die Doppel. In gewohnt souveräner Manier zwirbelte unser noch ungeschlagenes Einser-Doppel Alke/Schmidt die Kugel zum Erfolg gegen Pedersen/Duman (3:0). Am Nachbartisch hatte unser Links-Links-Doppel aus Janni und Malte eigentlich beste Voraussetzungen für einen Sieg: Das Doppel Witter/Madsen stand noch zu null – und das hatte sich schon im Spiel gegen Stahnsdorf als eine notwendige Bedingung für einen Sieg unseres Zweier-Doppels erwiesen. Abermals bereiteten den beiden jedoch die schwierigen Laufwege der Links-Links-Doppelkombination mächtige Probleme, was auch für unser zweites Links-Links-Doppel Masur/Abich galt. So gingen Doppel zwei und drei verloren, was uns in die seltene Situation eines Rückstands von 1:2 brachte.

Olli wusste jedoch am Nachbartisch das Aufkommen jeglicher Nervosität zu verhindern, beherrschte Emil Madsen beim 3:0 fast durchgängig und glich so zum 2:2 aus. Anschließend musste Leon gegen den Bergriesen Witter an den Start, dessen Erscheinigungsbild nicht unbedingt dem eines typischen Tischtennisspielers gleicht. Doch Witters Trainingseinheiten mit Janni in Sasel schienen sich gelohnt zu haben, zu dem offenbarte Leon ein großes Formtief, das nach Analyse des MaFü einer in weiblicher Obhut verbrachten Nacht sowie mangelndem Training geschuldet war (was sogleich kräftigen Tadel zur Folge hatte). Trotzdem hatte Leon Matchbälle und hätte das Spiel eigentlich gewinnen müssen, dennoch sollte nicht unerwähnt bleiben, das Christian Witter unter johlendem Beifall der ca. 50 Kieler Fans ein grandioses Spiel machte (2:3). Danach durfte Janni gegen Ex-Profi und fast-Jan-Ove-Waldner-Bezwinger Claus Pedersen an den Start, dessen Agilität mit über 60 der einiger Saseler Erstherrenspieler noch immer überlegen sein dürfte. Mit langen Ralleys und viel geblocke, hier und da jedoch auch einem kürzlich erworbenen Gegenspin gelang Janni ein – in seinen Augen verdienter – Sieg über den Altmeister. Malte, im letzten Saisonspiel um seine zu-Null-Bilanz fürchtend, schien etwas ver(r)eist und hilfslos gegen die Aufschläge Ahrensdorfs, der allerdings ein enorm starkes Spiel ablieferte. Dennoch war das deutliche 3:0 für den Kieler überraschend und riss unseren Dreier hier und da zu einer sportlichen Unsitte hin (die sogleich von Mannschaftkassenwart Leon entsprechen notiert wurde).

Die letzten Einzel der ersten Runde absolvierte unser Kickbox-Ringarzt Tobi sowie unser FSJler Paddy, dessen Emails schon nach fünf Monaten im Amt nicht mehr von Peters zu unterscheiden sind. Tobi stand in den ersten beiden Sätzen gegen Duman neben sich. Von seiner unglaublichen Form im Training keine Spur. Doch nach 0:2-Rückstand, spätestens jetzt hatten alle Mannschaftsmitglieder den Ernst der Lage erkannt, schmolz das Eisen und Tobi fand mehr und mehr zu seiner eigentlichen Form. Mit +3, +11 und +2 nahm das Spiel seinen erwarteten Lauf. Nebenan hatte Patrick mit dem Dänischen Nationalspieler Marc Kynde (bis dato 12:2) zu kämpfen. Doch nach starkem Auftakt (5:1) wirkte Patrick kurzzeitig zu siegessicher, fand dann aber nicht mehr zu seinem besten Tischtennis und konnte den Dänen nicht mehr richtig gefährden (0:3).

Ein 4:5-Rückstand also nach Durchgang eins. Nun war zu ahnen: es würde das knappste Spiel der Saison werden. Olli hatte sich nach eingänglichem Studium Witters im Spiel gegen Leon eine Taktik zurechtgelegt, die zunächst nicht wirklich aufging (9:11). Danach setzte sich mehr und mehr die Einsicht durch, dass die Athletik mit dem von Olli strikt geheim gehaltenen Alter nicht mehr die Selbe wie zu Bundesligazeiten ist und dementsprechend gegen das Blockungeheur Witter mehr Rückhand gespielt werden musste. Die neue Taktik fruchtete alsbald (2:1), doch von dem Getobe der Menge und ein paar Rückhand Gegegenspins getragen, kam Witter nochmal zurück. Bei 10:9 im fünften holte Olli schließlich die Unterschnitt-Säge raus, die Witter erwartungsgemäß ins Netz stach. 5:5 Ausgleich!

Nun unser Top-24 Bronze-Gewinner erneut. Wie schon im Spiel gegen Witter, machte Leon auch gegen Madsen eine etwas tragische Figur. Erneut weit von Höchstform entfernt, war er doch der bessere Mann am Tisch, verspielte bei 1:1 und 10:6 vier Satzbälle, gewann dann trotzdem Satz vier, doch driftete in Satz fünf gedanklich wieder in die Deutsch Vorabi-Klausur (2:3).

Also musste die Mitte es mal wieder richten: Malte fiedelte, so muss man sagen, good old Pederson from the plate (klares 3:0), Janni kämpfte zunächst ebenfalls mit den Aufschlägen und der Strahlung Ahrensdorfs (0:2), deren Halbwertszeit mit zwei Sätzen jedoch kürzer als die von Uran ausfiel. Vielmehr strahlte Ahrensdorfs Strahlung nun auf Janni ab, der danach weniger Probleme mit Ahrendsdorfs Aufschlägen hatte und erneut seinen neu erworbenen nuklearen Erstschlag-Spin einsetzte (3:2).

Gegen 18 Uhr mittelkieler Zeit ging es dann in die finalen Partien des unteren Paarkreuzes, in denen Tobi nun auf den Dänen Kynde traf und Patrick mal wieder gegen den besten des Duman-Clans ranmusste: Enes Duman. In einem hochklassigen Match mit sehenswerten Spin-Spin-Rallies musste Tobi zwei Sätze unglücklich verloren geben (12:14, 10:12), das 1:3 hätte dem Spielverlauf gemäß zumindest ein 2:3 sein müssen. Damit hatte Kiel wieder ausgeglichen, doch im Nu machte Paddy, keine Sekunde lang Nerven zeigend, die Führung mit einem glatten und nie gefährdeten 3:0 über Duman wieder klar: 8:7. Es kam also zu einer Neuauflage eines Abschlussdoppels im Kieler Kolosseum, in dem bis auf Janni die üblichen Gladiatoren vertreten waren (dieser wurde vom sagenumwobenen Gladiator Oliver ersetzt). Wie schon das gesamte Match, bot auch das Abschlussdoppel bis zum fünften Satz die volle Ladung Spannung. Hier entschieden sich dann Olli und Tobi dazu, die Nerven der im Whats-App-Live-Ticker ausharrenden und bangenden Vereinskollegen nicht länger auf die Folter zu spannen und gaben nur noch zwei Punkte ab (11:2, 3:2, 9:7!).

Die Herbstmeisterschaft wurde anschließend im gewerkschaftsbildungsverhindernden Vapiano gefeiert, wo mit einer Prise Leichtsinn schon mal über eine mögliche Regionalliga-Aufstellung sinniert wurde. Zudem legte der wohl eifrigste Mannschaftskassenwart aller Zeiten, Leon, mit akribischer Genugtuung die Schulden seiner Mitspieler auf den Tisch. Anstatt, der zunehmenden Schere zwischen Arm und Reich gemäß, einkommensumverteilende Effekte zu haben, erwies sich die Mannschaftskasse als verlängerter Arm der Reichen und Ausbeutung ohnehin bettelarmer, prekär beschäftigter Politikstudenten. Es wird bereits gemunkelt, dass einige Spieler derart verschuldet sind, dass sie Schulden mit wieder neuen Schulden (Krediten) begleichen müssen. Erste Blasenbildungen an der Tischtennis-Börse werden bereits vermutet.

Abschließend noch einmal vielen Dank an alle Zuschauer, Unterstützer etc. für eine perfekte Hinserie 2014! Wir freuen uns auf zahlreiche weitere Heimspiel mit euch in 2015! Mit 18:0 haben wir nun beste Karten, den ersten Regionalliga-Aufstieg in der Vereinsgeschichte perfekt zu machen. Doch noch ist es ein langer Weg..

Bis bald, euer Janni

2 Kommentare

  • Felix B. sagt:

    Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank für den wortmächtigen Bericht!!! Es erfreut die bereits akademisch ausgebildeten Vereinskollegen sehr, wenn der Nachwuchs neben TT-Talent auch geistige und literarische Qualitäten nachweist, daher hoffen wir auf eine sport- und sprachliche Fortsetzung in der Rückserie!

  • tomkrause sagt:

    Herzlichen Glückwunsch zur Herbstmeisterschaft! Vielen Dank an Janni für den geschliffenen Bericht – der Anteil an purem politologischem Gesülze weicht inzwischen fast völlig wohlkalkuliertem Tischtennis-Geschwurbel mit tischtennisspezifischer Substanz. In der Rückrunde wäre noch die Einsatzplanung zu optimieren, damit die unteren Mannschaften weniger unter euren gruddenpynamischen Prozessen zu leiden haben. Ansonsten freue ich mich auf die Rückrunde und ihr sollte jetzt schon mal TT-Bälle mit euren Namen beschriften, damit diese dann am Ende der ruhmreichsten aller Saseler Spielzeiten versteigert werden können. Der Erlös wird natürlich nicht für ein bedigungsloses Grundeinkommen irgendwelcher dahergelaufener Tischtennisspieler verwendet, sondern für gemeinnützige Zwecke, bspw. einem Ausflug der Basisgruppe ins Meram, um den Kindern mal zu zeigen, warum es sich lohnt höher als Bezirksliga zu spielen.

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