Klare Sache am vergangenen Sonntag in Siek: Obwohl man aus meiner Sicht als Routinier bei einem Spiel an einem Sonntagmorgen immer berechtigte Zweifel haben darf, ob der vorangegangene Samstagabend und die Nacht von unseren Twens auch leistungsportlich und mit ausreichend Schlaf genutzt worden ist und diese Zweifel bei einem Blick auf Masurs Halbmast-Augenlider auch teilweise Bestätigung erfahren haben, schlugen sich diese Zweifel jedoch nicht in Spielverlauf und Endergebnis nieder. Die Mannschaft war heiss und selbst eine etwas gewagte Doppelumstellung auf Alke/Masur, Abich/Schmidt und Dittmar/Meyer war kein Hinderungsgrund für einen sauberen 3:0-Start. Umstellung, weil am kommenden Wochenende Tobi und Leon als Doppel bei den Norddeutschen Meisterschaften der Herren in Jüterbog an den Start gehen werden und sich das Sieker Spiel als Generalprobe auserkoren hatten.
Alle 3 Doppel verliefen wie gesagt gut, auch Leon und Tobi, die in allen Sätzen bis zum Ende Rückständen hinterher liefen, gewannen letztlich mit 3:1. Das Einserdoppel Olli/Patrick hatte im Matchverlauf keine Probleme, obwohl ich aus Platzgründen ungern mit Linkshändern spiele, insbesondere mit Paddy hatte ich teilweise ein wenig Sorge, ob ich körperlich unversehrt aus der Geschichte rauskomme: Die Ausholphase seines 70er-Jahre- Vorhandschwingers gefährdete doch einige Male meine Gesundheit. Doppel 3 mit Janni und Malte machte den Blitzstart perfekt, deutlich mit 3:0.
Leon hatte nach den Doppeln Patrick Khazaeli vor der Brust, hatte aber trotz einiger knapper Spielstände kaum Probleme und gewann über ansehnliche Spin-Spin Ballwechsel und solider Rückhand mit 3:0.
Ich musste dann wieder gegen Mulid Kushov ran. Meine ärgerliche Hinspiel- Niederlage war zwar längst verdaut, jedoch die Erkenntnis, dass mit meiner Beteiligung an einem Tischtennisspiel schon fast 100 Jahre am Tisch sind, musste ich erst mental verarbeiten. Irgendwann hatte ich dann diesen Schrecken aus meinen Gliedern heraus gelaufen und konnte über ökonomisch kurze Ballwechsel durch gute Aufschläge Mulid dieses Mal mit 3:1 niederhalten, allerdings hätte es beinah noch einen 5. Satz gegeben.
5:0 der Zwischenstand, es schien erfreulicherweise ziemlich flott zu gehen.
Auch Tobi startete gegen Harun Bozanoglu dynamisch, kompetent und selbstsicher. Mit 2:0 in Front sah es nach dem nächsten Zähler für uns aus, ehe Harun, als äußerst gewiefter Taktiker bekannt….eigentlich genauso weiterspielte, wie er es immer tut: Rückhand reinheben und Vorhand diagonal ziehen. Vielleicht änderte Tobi etwas, wollte vielleicht noch ein wenig weiter Sport treiben, oder Harun wurde einfach zu sicher in seinem Spiel, man weiss es nicht genau. Auf jeden Fall holte sich Harun die nächsten beiden Sätze und im 5. ging für Tobi leider nicht mehr viel. Der erste Punkt für Siek war durch Haruns umgedrehtes 3:2 gewonnen.
Auch Malte war nicht wirklich der Malte, der er sonst ist (oder doch? Sonntagmorgen?). Überraschend deutlich verlor er mit 1:3 gegen Massi Habib, konnte nur im 2. Satz einigermassen zu seinem Spiel finden. Massi steigerte sich dann und spielte auch sehr ansehnliche Bälle zum richtigen Zeitpunkt, die Malte, der viel mit seiner unsicheren Vorhand haderte und verbal mehrmals knapp am finanziellen Ausbau unserer Mannschaftskasse vorbeischrammte, dann den Zahn zogen. Satz 4 und 5 gingen dann schon fast zu deutlich, aber letztendlich berechtigt an Massi.
2:5 nun der Zwischenstand, aber noch ging der Puls von uns nicht allzu hoch, unserer unteres Paarkreuz sollte eigentlich klar überlegen sein (oder doch nicht? Sonntagmorgen?). Paddy war es dann im Endeffekt tatsächlich, aber auch gegen die gegnerische Nummer 5, Noppenspieler Hoffmann konnte er sein hohes Ziel, spielerische Überlegenheit zum ersten Mal in seiner noch jungen Tischtennislaufbahn mit einem 3:0- Erfolg zu krönen, wieder nicht erreichen: 2:0 Satzstart, dann ergriffen die Geister des passiven Rückhand- Gedödels wieder von ihm Besitz: 2:1. Mit leicht nervösen Anflügen holte er sich dann aber den 4. Satz und brachte uns mit Punkt Nummer 6 weiter nach vorn.
Janni hatte dann einen zittrigen Start in seinem Match gegen Lutz Deters, verlor auch den ersten Satz, auch den teilweise illegal gegen den Schläger geworfenen Aufschlägen seines Gegners geschuldet. Da Jannis freundliche Ermahnungen bezüglich der Aufschläge den lieben Lutz so garnicht beeindruckten und er weiter fröhlich seine Aufschläge auf Jannis Hälfte schraubte, musste Janni einen anderen Weg finden, das Match zu seinen Gunsten zu drehen. Weil ihm als bekennendem Pazifisten physische Attacken fremd sind, konnte es nur über böse Blicke und mentale Stärke gehen, was Janni dann auch hervorragend umsetzte: Direkte Aufschlagpunkte des Gegners wurden abgehakt, das eigene Aufschlagspiel souverän durchgezogen und mit gutem Platzierungsspiel die gefährliche Vorhand von Lutz entschärft. +4,+6,+6 in den folgenden Sätzen für Janni, der somit Punkt 7 für uns sicherte.
Ich hatte dann meine Revanche gegen meinen ehemaligen Verbandskaderschüler Patrick Khazaeli, der mich im Hinspiel, als ich zugegebenermassen nicht so wirklich auf der Höhe war, mit gutem Spiel schlug. Dieses Mal kam es deutlich anders, denn ich entschied mich, so zu spielen, wie es mir MaFü Janni schon so oft geraten hatte: Altersgemäß die Rückhand nicht zu umlaufen, sondern stehen zu bleiben und selbige einzusetzen. Gegen innere Widerstände diesbezüglich ankämpfend, gelang mir diese Umstellung aber ganz ordentlich und ich konnte mit 3:0 als Sieger vom Tisch gehen.
8:2, Leon war es nun vorbehalten, den letzten Punkt gegen Kushov einzufahren, was er dann auch auf etwas knappe Art und Weise tat. Der alte Fuchs Kushov, der mit hervorragender Platzierung und ordentlich Rotation im Ball Leon in jedem Satz bis zum Schluss forderte, hätte sogar mit 3:0 gewinnen können, wurden die ersten 3 Sätze doch alle mit 2 Punkten Unterschied entschieden. Nervenstark konnte Leon hiervon jedoch Satz 1 und 3 für sich verbuchen, lediglich Satz 2 brachte Kushov mit 11:9 nach Hause. Eine klare konditionelle Überlegenheit der Jugend brachte Leon dann aber den 4. Satz etwas deutlicher mit 11:7.
Somit war das 9:2 perfekt. Wie gesagt, mit der Unwägbarkeit eines Sonntagmorgens eine insgesamt solide Leistung.
Danach ging es dann nach einiger Diskussion in das uninahe türkische Restaurant Arkadasch, damit die vielfältigen Ernährungswünsche von rohem Fleisch (Dittmar/Masur) bis hin zu Gräsern und Stauden (fast der ganze Rest) auch erfüllt werden konnten. Als Nachtgestaltung war dann in der frisch gegründeten WG Janni/Tobi/Simon der Superbowl angesagt. Die späte Anfangszeit dieses sportlichen Highlights war dann allerdings nur für die Mannschaftsteile machbar, für die der Montagmorgen noch einen gemütlichen Charakter hat und mit gutem Gewissen verpennt werden kann.
Als einziger Wermutstropfen ist leider noch zu erwähnen, dass Doc Schmidt über gezielt vorgetäuschte Unkenntnis („wo ist nochmal die Spielanleitung?“) und Jammertaktik („ich hab kein Geld!“ ich muss ins Bett!“) seinen Mannschaftskameraden in einer drei Stunden andauernden Pokerrunde bei Saitanfleisch- Hot-Dogs den Pot von 30 Euro abknöpfte.
Dennoch: Unser guter Mannschaftsgeist ist ungebrochen und wir freuen uns auf die nächste Partie am 14.2. 18 Uhr gegen Spandau, die auch reichlich Spannung garantiert, denn die Berliner werden höchstwahrscheinlich mit verstärkter Mannschaft die Reise nach Hamburg antreten, zudem wird es unser Premierenmatch in neuer Halle im Redder.
Wunderbar eloquenter und detaillierter Bericht, wie so viele andere diese Woche! Wir werden uns demnächst nicht nur als TT-Hochburg sondern auch als Literatenverein einen Namen machen 😉
Sehr schöner Bericht! Eines habe ich aber nicht verstanden – die Rückhand kann man umlaufen??? Das gibt ja völlig neue Perspektiven 😉