Heute war alles etwas anders. Normalerweise fährt man an einem kalten Februartag nach Urania, um in der Halle aus den Hochzeiten des sozialistischen Arbeiter-Bauens mit Rotklinker in Hamburg-Dulsberg am Lämmersieth 72 mit viel zu weißem Boden, der auch noch schwingt, alten Tischen und alten, aber leider spielstarken Gegnern ordentlich in der Hamburg-Liga verdroschen zu werden. Am 15. Februar 2013 aber nicht.
Die erste Mannschaft musste vor knapp einem Jahr noch eine sehr bittere Heimniederlage gegen Urania I am Petunienweg einstecken, an die sich die alten Haudegen noch gern erinnern (von wegen “Festung eingenommen”…), obwohl sie knapp den Abstieg in die HH-Liga nicht mehr vermeiden konnten.
Aber Uwe und Lutz, das Duo Infernale des hanseatischen Seniorentischtennis, und ihre Erste hatten diesmal in der HH-Liga keinen Erfolg – ungewöhnlich für die beiden. In den Doppeln zeigten wir mit 2:1 schon einmal, dass wir eine ausgeglichene Kombo aufbieten können – wer Olaf und Boris als Doppel 3 aufstellen kann, der ist schon nicht ganz schlecht beieinander.
Im oberen Paarkreuz kam es zunächst zum Klassiker Mocker gegen Baum, der eigentlich immer an Urania ging, bis auf einmal, als Lutz einen Bandscheibenvorfall hatte und ich 3:1 gewinnen konnte. Diesmal behielt ich mit 3:2 im fünften Satz zu 10 die Oberhand, was extrem knapp, aber aus meiner Sicht natürlich nicht unverdient war, denn ich spielte variabler und dennoch mit kernigen Endschlägen, was dem ball- und spinsicheren Herrn Mocker nicht so liegt. Ein Erfolg nach langer Leidenszeit gegen diesen so starken, obwohl von außen betrachtet eher unspektakulär agierenden Routinier, der mich für die nächsten 20 Jahre Tischtennis unglaublich motiviert. Lutz hat zum Glück nach meinen zwei Fehlaufschlägen im fünften Satz auch einen gemacht, und von da an wusste ich, dass noch was geht.
Unser eingeschränkt trainingsfleißiger aber mittlerweile auch schon sehr erfahrener Philli-Boy musste mal wieder einsehen, dass Uwe Christlieb im fünften Satz nicht zu schlagen ist. Man muss einfach 3:0 oder 3:1 gewinnen, sonst gehts eigentlich nicht mehr. So war es auch an diesem Abend, Philipp machte ein hervorragendes Spiel mit tollen Ballwechseln, aber im fünften Satz hieß es für Uwe wieder “Fehler verboten” und daran hielt er sich.
In der Mitte schlurfte Boris zu einer relativ uninspirierten Niederlage gegen den spinnigen Skibbe, er sah so aus als wäre die nächste große Finanzkrise unter der Woche über ihn hereingebrochen, die Schultern hingen ungefähr bei den Ellenbogen.
Bei Herrn Zimmermann war dann schon mehr Feuer drin, er haderte zwar die ganze Zeit mit sich, war aber Hochgräfe eigentlich spielerisch überlegen und konnte es ganz knapp dann doch beweisen. Ein wichtiger Einzelpunkt, 4:3 für Sasel.
Hinten wartete der Klassiker Michi Janssen gegen Marc Kaiser. Ehrensache, dass sich die beiden wieder wegen Marc’s Aufschlägen anmachten, aber es blieb dem mittlerweile fortgeschrittenen Alter beide Akteure angemessen erträglich. Marc machte ein sehr starkes Spiel, Michi hatte auch einige Paradeschläge auf Tasch und so musste die Entscheidung im fünften Satz fallen, den Marc mit an diesem Tag sehr guter Sicherheit und trotzdem starkem Vorhand-Spin gewann. 5:3….
Olaf hatte die undankbare Aufgabe, gegen Marc Oksman zu gewinnen, der nach Kreisliga-TT aussieht, aber ein feines Handgelenk für unsichtbaren Schnittwechsel hat, so dass Olaf wahlweise mal an die Hallendecke und dann wieder in die unterste Masche zog. Aber trotz auch noch starker Vorhand-Schüsse von Oksman behielt Olaf zum Glück die Nerven und brachte mit kontrolliert-aggressivem Spiel das Ding knapp nach Hause. Wie gut wäre er, wenn er auch schießen könnte? [Anmerkung Felix B.: Kann er doch, aber nur mit der Rückhand!]
Im oberen Paarkreuz war dann keine weitere Überraschung mehr drin, Phili wurde von Lutz komplett chancenlos verarztet, Lutz hatte ersichtlich überhaupt keinen Bock, gegen noch einen Saseler zu verlieren und ließ Philipp phasenweise wie einen Hampelmann aussehen. Ich hielt gegen Uwe gut mit und dachte bei 8:5 im fünften Satz und nach einigen kapitalen Knallern auf Uwe’s Bauch schon, dass das jetzt so kommt wie im ersten Spiel. Aber nein – “keinen Fehler”-Uwe machte alle weiteren Punkte, so bitter wie vorhersehbar. Aber vielleicht nächstes Mal…
Boris schlurfte dann wieder an die Platte und musste auch mitmachen. Er war im ersten Satz gegen Hochgräfe nicht wirklich anwesend und haute die Bälle einfach unmotiviert irgendwo hin. In der Satzpause gabe es eine kurze, aber intensive Anweisung an diesen eigentlich so erfahrenen und spielstarken Angriffsspieler, und danach änderte sich die Lage um 180 Grad, denn Boris zerlegte trotz phasenweise einsetzender Kreuzschmerzen seien Gegner nach allen Regeln der Angriffskunst und machte dabei mit einem unsichtbar schnellen Kernschuss aus 4 m hinter dem Tisch auch noch den Ball des Abends. Chapeau, ein wichtiger Erfolg für uns. 7 Punkte waren jetzt schon beisammen!
Das Spiel Zimmermann gegen Skibbe war teilweise wirklich hochklassig, mit langen Gegenspin-Rallyes und einigen starken Schlägen beider Spieler. Zu unserem Glück machte Skibbe einige leichte Vorhand-Fehler aus der Mitte (da spielt er nicht so gern) und Herr Zimmermann zeigte in der Endphase des fünften Satzes noch einmal ein paar Vorhand-Granaten-Gegenzieher von der feinsten Sorte. 8:5, starker Thorben, auch mal ungewohnt nervenstark.
Dann machte Marc etwas unspektakulär, um nicht zu sagen häßlich, den Sack zu. Das ist nicht selbstverständlich, da auch er keinen Schuss hat, um Oksman schnell wegzuhauen, aber er machte an diesem Abend einfach kaum Fehler und war Herr der Lage.
Schalalala, Abstieg Adé, starker Sieg der Zwoten, die dann noch (ohne den müden Boris) im Schachcafé resümmierte, dass das tatsächlich eine ganz starke Leistung war! Und wenn im nächsten Jahr erstmal die besten drei Mannschaften in die Verbandsoberliga verschwinden…. Schaun wir mal.