Die Hinspielniederlage hatten wir noch nicht vergessen und wir dursteten nach Revanche gegen einen Abstiegskandidaten, dem die Tabellensituation „nicht anzusehen“ ist. Scala musste gegen uns siegen und benötigte zusätzlich auch noch Schützenhilfe anderer, um den Abstieg aus der 1. Landesliga noch abzuwenden. Gerade in diesen Situationen ist es wichtig, voll durchzuspielen, was wir auch in Bestbesetzung taten. Ein Durchmarsch sollte aber unser Sieg dennoch nicht werden.
Riesenglück für Scala, dass Michel bereits vor dem Verlesen der Mannschaftsaufstellung einen Aufstellungsfehler der Gäste entdeckte und ein „kampflos“ abgewendet werden konnte. MaFü René – kognitiv mit der Situation überfordert – wurde kurzerhand von Michael Kruse aus der Gastmannschaft bei der Eröffnungsrede abgelöst. Herr Kruse ist nicht nur ein redegewandter Schnelldenker, sondern schlägt zudem sehr gut auf und zeigt Umgangsformen, die im Hamburger Tischtennissport einzigartig sind. Dazu später mehr. Im Hinspiel starteten wir gleich mit einer 0:3 – Doppel – Klatsche. Nur etwas besser waren wir an diesem Abend. Unser Starensemble Paddy/Christian konnte sich überraschend nicht gegen das Doppel 2 (Grabsch/Christian Born) durchsetzen. Auch Nisse und René sollten (mal wieder) im fünften Satz scheitern. Bei einem Satzstand von 4:5 im Schlussdurchgang sahen wir sage und schreibe vier Glücksbälle in Folge gegen uns. Nun ja, genug der Ausreden. Michel und Xie Min steuerten unsere ersten Punkt bei und gewannen solide gegen das mittlere Paarkreuz 3:1. Anschließend begann unsere Oben-(S)Cala mit einem souveränen Sieg von Nisse gegen André Born. Wow, dachten wir, aber am Ende des Abends spielten Paddy und Nisse 4:0 und trugen entscheidend für unseren Sieg bei. Die Mitte war da schon durchwachsener. Christian kämpfte mit der enormen Blocksicherheit und Reichweite seines Gegners Blohm und natürlich mit sich selbst. Der Punkt ging verdient nach Langenhorn. Mittlerweile weiß nicht nur der TSV Sasel, dass René keine langen Aufschläge annehmen kann. Bereits gegen Mohr von Harburg gab es bereits die ersten (zunächst verdeckten) Lacher, aber die Show ging gegen Kruse weiter. Andererseits konnte Kruse die Messer nicht ziehen oder zog wahlweise zwei Meter über den Tisch. Glücklich, aber nicht unverdient, konnte René den Punkt im Fünften nach Hause schaukeln und bekam den Respekt vom Gegner, der ihn anschließend bei einer gepflegten Konversation über den Golfsport höflich siezte. Oder lag es doch nur am Alsterrespekt? However, Michel war jetzt dran und siegte ziemlich souverän (im ersten Satz zu null!) gegen Appelfeller 3:1, was ihn nicht davon abhielt, mit sich zu hadern. Warum eigentlich? Xie Min hatte mal wieder einen Unten-Spieler als Gegner erwischt, der eigentlich kein Untenspieler ist. Christian Born hat gefährliche Aufschläge und zieht einen ziemlich schnellen Toppi in alle Ecken, die der Tisch so bietet. Leider (aus unserer Sicht) ging der Punkt verdient zu Scala. Auch Paddy hatte die Ehre, in einer wichtigen Spielphase A. Born zu legen. Die Nr. 1 der Gäste mag im Moment nicht in Bestform sein, aber es wäre zu einfach, Wasser in den Wein des Erfolges zu gießen. Paddy steht immer gut, die Nullschnitt-Aufschläge treiben die Gegner in den Wahnsinn und last but not least – Paddy hat sich auch emotional immer im Griff. Ein Vorbild für uns alle. Nisses anschließender Sieg gegen Grabsch sieht auf dem Papier (3:1) leichter aus, als er war. Der Linkshänder hat ebenfalls ein gutes Repertoire an Aufschlägen und gut platzierten Topspins. Vielleicht war es das engste Spiel des Abends. Anschließend lief Christian gegen das Aufschlagass Kruse auf. Halb so schlimm, Christian ist ja nicht René und so war die Aufregung gar nicht so groß. Allerdings hat Christian dafür auch keine Ekelnoppe und musste sich mit Blockspiel und einem ziemlich druckvollen Angriff seines Gegners auseinandersetzen. Christians Spiel baut auf Intuition und Gefühl auf. Brillant und genial wenn es läuft, heute aber nicht. Zu schnell war Christian hinten in der Bande und ballerte aus dem Abseits, was aber nicht sein Spiel ist. Anschließend stand es nur noch 7:5 für uns und der Vorsprung (Achtung Eiiiiiillllbeeeck) schien zu schmelzen. Anschließend rackerte sich René wieder einen ab und siegte im fünften Satz schließlich sicher gegen Bohm. Die Schlussrunde wurde gleichzeitig von Xie Min und Michel bestritten. Xie Min hatte die Niederlage gegen C. Born – zum Glück – schnell verkraftet und die chinesische Mauer gegen Appelfeller wieder aufgebaut. Block ist nicht gleich Block. Xie Min hat die Gabe, die Topspins der Gegner in alle möglichen Ecken zu blocken, so am Rande des physisch machbaren. Es vergeht eigentlich kein Spiel, wo nicht irgendwelche Mannschaftskameraden mutmaßen, wie Xie Min eigentlich spielen würde, wenn er die Disziplin und Beinarbeit von Paddy hätte. Ich schweife ab, aber das muss ja mal gesagt werden. Das war dann auch ein klares 3:0 und der Sieg war uns nicht mehr zu nehmen. Obwohl der Drops gelutscht war, hatte Michel die undankbare Aufgabe, gegen den starken Christian Born noch einmal Vollgas zu geben. 0:2 lag er bereits hinten, bevor die Michel-Gala begann und mit einem Satzvorsprung von etwa 6:0 (oder 7:0 ich weiß es nicht mehr genau) seinen Höhepunkt erreichte. Dann kam ein leichter Fehler, so wie er immer im Sport passiert und Michel konnte den Satz nur noch zu acht retten. Am Ende war Born wieder auf der Siegerstraße, setzte seinen Lauf fort und gewann souverän. Unser Sieg war verdient und die Revanche gelungen. Es war aber auch ein enges Höschen, oder was soll man bei einem Satzverhältnis von 33:28 anders sagen? Scala – der Abstieg ist jetzt sicher – ging mit hängenden Schultern aus der Halle, feierte aber gleich auf dem Petunienweg-Parkplatz mit Musik und Bier! Wäre Peter nicht gewesen – da bin ich mir sicher – hätte die Parktplatzfete noch bis in die frühen Morgenstunden gedauert…
Wir hingegen wollten jetzt schnell zu unseren Kameraden aus 2. und 4. Herren, die schon bei Gyros, Bier und anderen ungesunden Dingen bei Santorini labten. Felix, Bronzemedaillensieger um LKZ-Gold der Bezirksliga, in Hochform bei schlüpfrigen Cartoonzeichnungen aus der Briefbörse, legt noch schnell eine Jugendgeschichte auf (die an dieser Stelle nicht näher erzählt werden kann). Auch die 2. Herren trotz Niederlage ganz gut drauf. Unglaublich dieser Wirt. Wir zählen ihm noch einmal alle Essen auf, die wir bestellt haben, er fummelt mit einer Strichliste herum und am Ende bekommt Peter (dennoch) ein falsches Essen. Entschuldigung? Doch noch einmal das Richtige bringen? Ist Peter ein Multiplyer oder nicht? Fehlanzeige. „Gyyyyros ist aus, ich mache Euch einen Mischteller – preislich komme ich natürlich nicht entgegen… „ Wir können froh sein, dass es (noch) keinen Nachtaufschlag gibt. Schließlich drehen die Taxifahrer in Athen den Taxameter bereits bei Sonnenuntergang auf Tarifa 2. Immerhin haben wir den fehlenden Ouzo von Paddy in einem Nachfassgespräch herausgehandelt. Andererseits: Was kann Santorini dafür, dass wir die Energiesparlampen-Spanische-Tapasbar-Atmosphäre vom Fidelio in der breiten Mehrheit ablehnen und uns ihm, den Wirt der eigentlich Feierabend hat, noch einmal aufdrängen? Jeder zeigt sein Mitgefühl anders – emphatisch wie wir Saseler nun einmal sind – legen wir die schützende Hand auf unsere griechisch-saseler Mitbürger und kommen immer gern wieder.
Das war 2012/2013 für die 3. Herren – ein gewagter und unverbindlicher Rückblick:
Nach unserem Aufstiegsmärchen in der vergangen Saison war natürlich erst einmal der Klassenerhalt unser Ziel. Positiv überraschend war unser Abschneiden mit einem gesicherten fünften Tabellenplatz. Unsere Mitaufsteiger Glinde marschieren sogar in die Hamburg-Liga ohne Niederlage durch. Kompliment für diesen beachtlichen sportlichen Erfolg! Die andere Wahrheit aber auch ist: Die Staffel war in diesem Jahr ziemlich schwach. Fast alle Mannschaften hatten regelmäßig Ersatz aus der Bezirksliga oder drunter. Eilbeck und auch wir haben allein in der Rückserie 13 Spieler eingesetzt. Glinde und Börnsen hatten hingegen die kompaktesten Mannschaften. Unsere Ersatzspieler haben sich extrem gut geschlagen und eine Bilanz von 8:11 erspielt. Die Jugendlichen (Nisse ausgeklammert) haben mit einem 4:6 bereits gute Akzente gesetzt. Gelitten hat der Mannschaftsverband, kein Wunder bei 11 Ersatzstellungen in der Rückserie. Und dann noch der Abgang von Tom und Felix. So ist auch eine relative Schwäche bei den Doppeln leicht erklärt. Ich finde, wir können alle ein bisschen Stolz sein und den Sommer genießen, bevor im Herbst wieder aufgeschlagen wird.
Die Spieler in der Einzelkritik
Ingmar, Edelreservist und unsere Nummer 1. Nur einmal in der Rückserie geprüft. Nächste Saison werde ich etwas forscher nach Einsätzen akquirieren. Weil wir gern mit Dir spielen.
Patrick, viel und diszipliniert trainiert. Mit einem gewissen timelag zahlen sich jetzt die Investitionen aus und Du bist ein wertvoller Mannschaftsspieler für uns. Gute Spieler dürfen manchmal in eine höhere Mannschaft aufsteigen. Wir würden uns für Dich freuen, aber wenn es nicht klappt, würden wir jubeln. Und Du hättest im nächsten Jahr die Chance, gegen Ramelow den Machball zu verwandeln.
Nisse, trainiert und arbeitet wie ein Erwachsener an seiner Tischtenniskarriere. Und wir können alle zusehen, wie Du jeden Tag besser wirst. Toll, dass Du am Freitag mit einem 2:0 Deine erste Herrensaison ausgeglichen in einem wirklich stark umworbenen Paarkreuz krönen konntest. Wahrscheinlich ziehst Du in höhere Gefilde, wir danken Dir für Deinen Einsatz und wünschen weitere Erfolge beim TSV Sasel!
Christian hat gezeigt, dass die Erfolge der Hinserie kein Zufall waren. Furioser Start in die Rückserie, nicht selten im Hamburg-Liga-Format. Dann kam ein kleiner Knick, der bei Sportlern völlig normal ist. Hadere nicht, sondern zeig uns die Kunst der Auferstehung! Ich bin mir sicher, dass wir gleich im Herbst wieder die schönen Bingbanbong-Bälle von Dir am Tisch sehen, die Deine Gegner – ich denke gerade an Borschi oder Karsten Reinecke – an den Rand der Verzweiflung gebracht haben. Und bleib uns bitte als herausragender Doppelspieler gewogen.
René, Selbstkritik fällt schwer, aber der Aktienhöhenkurs ist vorerst gestoppt. Begründung? Ein bisschen zu viel Arbeit, ein bisschen zu viel Alter. Aber im Sommer werde ich bestimmt ein par Übungen spielen und Aufschlagannahme trainieren. Dann kann ich vielleicht noch eine Saison mithalten. Mal sehen.
Michel kam mit einer Bombenbilanz aus der Bezirksliga im Winter zu uns und wurde (zu Recht) hoch gehandelt. Schließlich musste er den Abgang von Tom und Felix gleichzeitig kompensieren. Oh man, wer hat dem armen Michel nur so viele schwere Wackersteine in den Rucksack gelegt? Nach ein par Spielen konntest Du Dich in der Landesliga und der neuen Mannschaft akklimatisieren und seit dem zeigt Formkurve stets nach oben. Hadere weniger mit leichten Fehlern und mit Deiner Unten-Bilanz, wir wissen dass da einige Gegner nicht hingehörten.
Xie Min musste nach einer durchwachsenen Hinrunde die undankbare Nummer 6 in der Mannschaft einnehmen. Dann hast Du allen gezeigt, was Du kannst und wo der Hammer hängt. Gut und weiter so! Glücklicherweise waren unsere Spielergebnisse fast immer so gestaltet, dass Du zweimal zum Einsatz kamst. Highlights für mich waren die Matches gegen Artur Guska und Wnuck von Lipinski. In engen Spielen bist Du immer voll da und wir konnten uns auf Dich verlassen. So haben wir Dein Fehlen gegen Eilbeck gleich gemerkt. Das ist ein schönes Gefühl und wir sind alle der Meinung, dass in Dir noch eine Menge steckt.
Ersatzspieler. Da muss ich zunächst einmal Peter ein hervorragendes Zeugnis ausstellen. Mit selbstlosen Einsatz und Organisationsgeschick hat er uns zu dieser Performance begleitet. Kein einziges Mal hat ein Spieler gefehlt oder ist zu spät gekommen. Ein Dank geht auch an die Eltern der Jugendersatzspieler, die uns stets unterstützen und eine unglaubliche Toleranz und Vertrauen entgegenbringen. Ich wechselte als 15-jähriger (damals) in ein Herrenteam und erinnere, wie manchmal zu Hause die Gespräche liefen. Zu der Bilanz habe ich vorweg schon einiges gesagt. Es ist kein Geheimnis, dass wir weiterhin große Hoffnungen in unsere Jugend setzen; auch was die zwischenmenschlichen Bereicherungen anbelangt.