Teilnehmer:
Marten Stange, Sang-Min Do, Leo Appel, Joseph Nuri, Alexander Tabbert, Faizal Fahkri
Anreisetag
Wir starten mittags, können vorher ausschlafen. Nur Marten schreibt noch eine Klausur in der 1. Stunde. Fünf der sechs Teilnehmer waren bereits in den letzten beiden Jahren beim Bundesfinale und kennen die Abläufe, nur für Faizal war alles neu. Für das Rahmenprogramm ist das auch eine kleine Herausforderung, man will ja nicht immer dasselbe sehen.
Wir kommen nachmittags planmäßig in Berlin an. In der Bahnhofshalle treffen wir gleich unsere Vereinskameraden vom Gymnasium Grootmoor, die in der Altersklasse WK-3 mit Lehrerbegleitung das erste Mal beim Bundesfinale sind und hier schon vormittags eingetroffen sind.
Wir checken im Meininger Hotel Hauptbahnhof ein, ein solides Touristenhotel und zentral gelegen, 50 m vom Bahnhof entfernt. Wir kennen das Hotel aus den Vorjahren bereits. Unsere Spieler bekommen nur Zweier-Zimmer. Schön – kein Teilnehmer muss sich wie befürchtet mit anderen Gruppen ein Zimmer teilen.
Das Wetter ist kühl und etwas regnerisch. Wir gehen nach dem Einchecken raus, nutzen die kurze Zeit bis zum Abendessen für eine Prise Kultur. Der Besuch der Anne-Frank-Ausstellung steht auf dem Plan. In Berlin kommt halt die Geschichte aus allen Poren raus und ich denke, etwas Kultur muss dabei sein und die Erfahrung der letzten Jahre hat auch gezeigt, dass viele Teilnehmer durchaus interessiert sind an historischen und zeitgeschichtlichen Zusammenhängen. Wir streifen davor noch durch die Heckeschen Höfe, alte und z.T. edel aufbereitete Häuserblocks mit tollen Fassaden und kleinen Boutiquen. Die Anne-Frank-Ausstellung konfrontiert die Spieler mit den Ereignissen und Ungerechtigkeiten der 30-/40-er Jahre, machen nachdenklich.
Nach dem Abendessen geht es noch einmal zum Brandenburger Tor, ein Pflichtbesuch, für Faizal aber neu. Beim fußläufigen Rückweg zum Hotel macht uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung, es regnet und wir nehmen ab Reichstag lieber die U-Bahn. Die Spieler gehen zeitig ins Bett, Energie tanken für den großen Tag.
1.Wettkampftag
Wir können ausschlafen, unser erstes Spiel in der für uns neuen Max-Schmeling-Halle ist erst um 11.00 Uhr angesetzt. Gespielt wird an 48 Tischen. Wir haben vier Spiele an diesem Tag, drei Gruppenspiele und ein Qualifikationsspiel.
Das Ziel wurde vorher klar definiert, nach dem 6. Platz im Vorjahr sollte unbedingt ein Platz unter den TOP8 her unter den 16 teilnehmenden Bundesländern. Die Gruppeneiteilung lies dies möglich erscheinen. Wir sind mit Hessen, Rheinland-Pfalz und Brandenburg in einer Gruppe. Hessen ist traditionell immer ganz vorn, Brandenburg meist weit hinten. Rheinland-Pfalz ist unser erwarteter Konkurrent um den zweiten Gruppenplatz – und zugleich unser erster Gegner.
100%-iger Einsatz ist gefordert, beiden Mannschaften ahnten, dass es wichtig werden würde. Wir starten gleich mit einem Bauchklatscher, gaben beide ersten Sätze in den Doppeln ab. Mit Hängen und Würgen kam zumindest ein Doppelpunkt. Und ähnlich mühevoll geht es weiter. Am Ende können wir mit einem knappe 6:3-Sieg das Spiel für uns entscheiden. An den Nebentischen gibt derweil Hessen den Brandenburgern eine 9:0-Klatsche. Das erste Tagesziel ist damit erreicht. Im zweiten Spiel gegen Hessen kann Marten glänzen und an Position 1 gewinnen. Das ist dann auch der Ehrenpunkt. Das dritte Gruppenspiel des Tages gegen Brandenburg geht dann auch wie geplant mit 9:0 für uns aus. Damit sind wir auf den zweiten Gruppenplatz und müssen im Qualifikationsspiel gegen einen Gruppenersten antreten.
Der Gruppenerste hätte nicht stärker sein können. Die Mannschaft des Bundesleistungszentrums in Düsseldorf für Nordrhein-Westphalen, oben besetzt mit den Spielern Gerrit Engemann und Jannik Xu, lassen uns keine Chance und schickten uns mit einem klaren 5:0 auf die Plätze 5-8.
Nach vier Spielen fahren wir erschöpft zurück, genehmigen uns auf dem Heimweg noch eine Currywurst mit Pommes anstelle des mauen Hotelessens. Mit einem entspannten Champions-League-Fußballspiel geht der Abend zu Ende.
2.Wettkampftag
Die Anforderung für den zweiten Tag ist noch mindestens ein Sieg. Wir wollen uns ja nicht nachsagen lassen, mit Glück unter die TOP 8 gekommen zu sein. Das erste der beiden Spiele geht gegen Niedersachsen, die oben nicht so stark besetzt sind, mitte/unten aber recht ausgeglichen aufgestellt sind. Leider können wir keines der beiden Doppel gewinnen, knapp zwar, aber verloren, sonst hätte es vielleicht anders ausgehen können. Unten ist für uns nichts zu holen, allein Marten gewinnt sein Einzel, aber danach steht es schnell 1:5 gegen uns. Wir müssen uns auf Platz 7/8 einrichten.
Das letzte Spiel des Tages geht dann gegen das Saarland. Diesmal können wir drei von vier sehr spannende Spielen im fünften Satz für uns entscheiden und so zu einem 5.2-Sieg kommen. Das ist ein freundlicher Ausklang und ein absolut leistungsangemessener 7. Platz für das CvO. An den Nebentischen spielen derweil Hessen und Nordrhein-Westphalen das Finale, das Hessen mit 5:4 für sich entscheiden konnte – beide Mannschaften hatten wir in der Gruppe bzw. im ersten Qualifikationsspiel. Erwähnenswert: Marten konnte an Position 1 eine 5:1-Bilanz erreichen, damit er zu den erfolgreichsten Spielern aller Bundesländern gehören.
Am Abend steht noch der Besuch des Musical Blue Man Group auf dem Programm. Wir haben sog. „Poncho-Plätze“, d.h. sitzen in Reichweise der mit Farbe und gewissen Dingen um sich herwerfenden Akteuren auf der Bühne und werden mit dünnen Plastikumhängen ausgestattet. Ich werde freundlich persönlich begrüßt – mit einem Schriftband zu Beginn als „Rückkehrer aus dem Weltall“ und bin damit Teil einer kleinen Animationskampagne des Musicals. Es hat allen gut gefallen, auf die Bühne musste aber keiner von uns rauf. Wir fahren auf dem Heimweg noch am Bahnhof Zoo vorbei, statten unserem Stamm-Imbiss dort noch einen Spätbesuch ab für eine Currywurst mit Pommes und einen kleinen Klönschnack.
3.Tag – ohne Wettkämpfe
Der Freitag ist für die Tischtennisspieler traditionell zur freien Verfügung der Teilnehmer. Wir starten mit einer kleinen Bustour mit den Linien 100 und 200. Das sind öffentliche Busse, die immer an den Sehenswürdigkeiten der Stadt halten. Für manche juvenile Passiv-Konsumenten von Kultur ist dies vielleicht leichter verdaulich. Unser Ziel ist eine Sporthalle im Osten Berlins, wo wir zusammen mit rund 200 Zuschauern beim Finale der Jungen und Mädchen im Volleyball zuschauen. Es ist schon imposant, was für eine laute und tosende Stimmung dort herrscht, nur schwer übertragbar auf einen von Konzentration geprägten Spielablauf im Tischtennis. Aber es war ein schönes Erlebnis.
Danach fahren wir zum Ostbahnhof, überfallen einen der vielen typischen Berliner Istanbul-Döner-Imbisse und genießen bei milder Frühlingssonne einen Dürum Döner. Danach gehen wir noch die East Side Gallery ab, ein rund 1.400 m langes Open-Air-Denkmal mit über 100 Wandmalereien auf der Mauer. Die Beine der Spieler werden langsam schwer. Wir fahren Richtung Hotel und machen etwas Pause.
Weiter geht es Richtung Abschlussfeier, zur gemeinsamen Siegehrung alle Sportarten mit rund 3.000 Sportlern im Rahmen eines kleinen Showprogramms. Marten hat es geschafft – er kommt mit einer kleinen Filmsequenz in den Tischtennis-Präsentationsfilm rein und präsentiert einen Aufschlag und einen Topspin-Ballwechsel! Um 21.00 Uhr startet dann immer die traditionelle Jugend-Disco, während sich die Betreuer beim Buffet langweilen. Und nach 15 Mal Berlin für mich – zum ersten Mal haben unsere Aktiven die Disco bis zum Ende durchgehalten. Die Aktiven unterhalten sich mit den anderen Mädchen und Jungen aus Hamburg und den aus den überregionalen Wettkämpfen bekannten Sportler anderer Bundeslänger bei Getränken und kleinen Snacks, untermalt von dröhnender Musik. Diesmal eine echt gelungene Party, nicht so abseits und im Keller wir in den Vorjahren.
Abreisetag
Für die Rückreise haben wir einen Nachmittagszug bekommen, d.h. wir müssen am Vormittag aus dem Hotel auschecken, unser Gepäck hinterlegen und noch etwas Sinnvolles bis 14.00 Uhr anfangen.
Ich versuche, die Spieler von ihrem ständigen Handy-Spielen wegzubringen und will stattdessen etwas digitale Kultur vermitteln. Wir fahren in das Computerspielemuseum, das mit zahlreichen Spielekonsolen und historischen und computerfrühzeitlichen Originalgeräten und -spielen aus der Vor-Windows-Zeit zum Mitmachen auffordert. „Voll geil“, so die spontane Begeisterung eines Aktiven – in einem von überflüssigen Animationseffekten befreiten Computerspiel aus den 80-er-Jahren, bei dem sich alles nur um die reine Spielidee rankt nach dem KISS-Prinzip – keep it short and simple. Auch nach zwei Stunden war die Begeisterung noch nicht am Ende.
Wir fahren entspannt zum Hotel, holen unser Gepäck, werfen uns noch eine Nudelbox rein vom Asia-Mann und besteigen alle den Zug. Alle? Nein, einer fehlt noch. Sang-Min ist verschwunden. Zwei Minuten vor der Zugabfahrt sehe ich Sang-Min den Bahnsteig entlang hasten und zeige ihm unseren Wagen. Etwas Adrenalin erhöht das Leistungsvermögen, Sang-Min erreicht noch den Zug. So ist es halt, wenn man kurz vor der Zugabfahrt noch etwas einkaufen muss.
Fazit: Fünf Tage Sport, Kultur, viel Spaß und eine tolle Leistung für Hamburg. Berlin 2017 kann kommen…
Das Gymnasium Grootmoor errang mit sieben Saseler Spielern ebenfalls einen tollen 10. Platz. Die Stärke der Grootmoor-Mannschaft war die Ausgeglichenheit nach unten hin – wir waren von oben bis unten mit Spielern der Schüler-Leistungsklasse besetzt: Nils Winterberg, Kai Winterberg, Kjell May, Ken Sommer, Marcel Ebeling, Wie-Huan Chih und Wie-Yu Chih.
Das Gymnasium Grootmoor kam beim Bundesfinale auf den 10. Platz.