Aus Jever kommt das Lieblingsbier meines im letzten Jahr verstorbenen Opas Werner, ein weiterer Grund, um der ersten Herren eine Einsatzzusage zu geben, als sie erst zaghaft und dann drängender anfragte. Masur hat eine medizinische Auszeit und Olli hat wahrscheinlich Jims Norddeutsche möglich gemacht, die Zwote hatte ihr Teambuilding-Wochenende mit Greifswald, Party-Rostock und Hagen Ahrensburg, so war dann Ersatz aus der dritten Mannschaft gefordert. Michel bei der B-Meisterschaft, Philli ohne Brilli noch blind, also musste Papa Bastus ran.
Leon war schon um 9:30 Uhr voller Tatendrang, als wir uns in der WeLa trafen. Jan Niklas kam pünktlich, aber mit wenig Schlaf in den Knochen. Den Sharan hatten wir schnell gepackt und dann ging es auf die Autobahn. Wir rätselten im Auto noch über die Stärke des Gegners und unsere Erfolgsaussichten. Leon hatte gehört, dass der MTV ohne die gemeldete Nr. 2 spielen würde. Er gab an, mit einem Unentschieden nicht zufrieden zu sein – er wolle gewinnen. Fand ich schon etwas nassforsch, da wir mit Janni, Simon und mir immerhin drei Regionalliga-Novizen stellten. Größeren Respekt hatte Leon aber anscheinend nur von der Nr. 1 der Gäste, Barabanov, aus Weißrussland und mit internationaler Erfahrung.
Der Sharan trug uns entspannt nach Ostrfriesland, allerdings waren wir Zeugen von zwei etwas härteren Unfällen, die mich ermahnten, nicht alles aus der Abgas-Schummel-Möhre rauszuholen.
In der Halle waren die Gegner schon ordentlich beim Einspielen und es schlug gut ein. Meine 2.LL-gewohnte Tischtenniswahrnehmung sagte mir, dass ich in der Halle eigentlich nichts zu suchen hätte. Dann auch noch das erste Mal mit dem neuen Plastikball – na ja, was tut man nicht alles für den Verein.
Beim Einspielen war ich dann aber schon etwas mehr bei der Sache und bekam Lust auf die Auseinandersetzung. Die Gastgeber begrüßten uns mit einem einfachen „Friesisch herb!“ und wir legten dagegen mit Jannis somnambulen Gefasel aus Sasel. Etwas defensiv und larmoyant waren die Worte des MTV, da der Einsatz des spanischen Spitzenspielers wohl erst vor Kurzem geplatzt war. Dies wurde vor Spielbeginn als „Katastrophe“ bezeichnet, gab uns weiter Auftrieb.
In den Doppeln das übliche Bild bei Teams, zwischen deren oberen und unteren Paarkreuzen größere Leistungsunterschiede liegen: Doppel 1 der Gegner 3:0 gegen Malte und mich, Tobi und Leon 3:0 sehr klar gegen die Gegnerische 2 und 6. Der Spieler Rieken an Brett 6 der Gegner war eher ein älterer Jahrgang mit unorthodoxer Technik und nicht unbedingt Regionalliga-erfahren. Dass die zweite Mannschaft aus Jever nur in der Bezirksoberliga spielt, macht bei denen eine Ersatzgestellung noch schwieriger.
Im Doppel 3 sollte somit schon eine wegweisende Vorentscheidung fallen. Laskowski/Pfaffe gewannen die ersten beiden Sätze gegen Simi und Janni, die noch nicht wirklich harmonierten und etwas fehlerhaft zu Werke gingen. Dann gelang unserer Links-/Rechtshänder-Paarung aber eine deutliche Verbesserung, und mit voller Konzentration wurde das Ding in den fünften Satz gebogen, der dann sehr deutlich für uns verlief. TSCHO!
Während dieses Spiels hatte Leon den kolumbianischen Abwehrspieler Juan Carlos Luperdi sehr gut im Griff. Der Kolumbianer wehrte zwar mit der Rückhand sehr flach und sicher ab, zog mit der Vorhand auch ein paar Bomben, aber unser Champ konnte immer einen drauf setzen und siegte in drei verdient. Chapeau!
Malte wehrte sich nach Kräften gegen Barabanov, kam einmal in die Verlängerung, musste aber Barabanovs Überlegenheit anerkennen. Tobi hatte Marek Janssen da, wo er ihn haben wollte und zeigte einige seiner neuen fiesen Seitenschnitt-Aufschläge und Rückhand-Bomben parallel hinterher – Gegner war etwas überfordert, fast schon eine Panade. Dann Janni in fünf gegen den von außen etwas unscheinbar agierenden Laskowski, der aber die ggf. etwas geringere Schlaghärte mit beidseitiger Sicherheit wettmachte und Janni in den fünften Satz zwang. Dort zeigte unser Ex-Talent jedoch seine neu gewonnene Ruhe und Sicherheit und gewann deutlich. Zoah-Allez!
Dann war ich in der Reihe und wehrte mich nach Kräften, aber Pfaffe war im offenen Ballwechsel einfach druckvoller und sicherer als ich und konnte die beiden ersten Sätze gewinnen. Dann merkte ich allerdings, dass der Gegner eine Rückschlagschwäche bei hochgeworfenen, lang reingesägten Diagonal-Aufschlägen entwickelte und auch Coach Tobi ermunterte mich, dieses Stilmittel öfter anzuwenden. Das brachte mir die Sätze 3 und 4 und entfernte die zuvor klar dominierende Vorhand-Sicherheit von Pfaffe. Im fünften Satz wollte ich dann so weitermachen und das Ding nach Hause schaukeln, sah mich aber nach Fehlaufschlag und einigen doofen Fehlern schnell 1:5 hinten. Nach Time-out und Aufholjagd Punkt für Punkt hatte ich schon bei 7 oder 8 ausgeglichen und fühlte mich – auch ob einiger fieser Netzbälle, die ich rauschhaft auch noch mit lautem Gebrüll feierte, bevor ich die Netzbälle realisierte (etwas peinlich, aber in Jever kannte mich keiner), durchaus reif, das jetzt für den TSV reinzubiegen. Und es hat dann auch geklappt, weil mir noch ein schöner diagonaler Block-Schuss mit der Vorhand gegen Spin-Bombe gelang und Pfaffe seine Rückschlagschwäche nicht mehr in den Griff bekam. Mit etwas Glück war die Vorentscheidung zum 6:2 geschafft! Und auch mein erster Regionalliga-Sieg im ersten Spiel mit 41. TZOAAA! Was für Ziele soll ich mir jetzt noch setzen? Vielleicht Leon bestechen, um bei der HEM im Doppel abzusahnen???
Simi hatte mit Rieken keine Probleme und löste seine Aufgabe nüchtern in drei Sätzen. Er sollte auf der Rückfahrt wieder anfangen, zu jammern, dass er sportlich nicht gefordert werde und keine TTR Punkte machen könne – aber da musste er den väterlichen Hinweis kassieren, dass diese Negativität sein Karma nicht stärken würde. Die harten Prüfungen kommen auch noch für Herrn Moschall.
Dann begann der sportliche Höhepunkt des Nachmittags, denn Barabanov und Leon lieferten sich ein heißes Duell. Es sah zunächst so aus, dass unser Youngster doch noch nicht so richtig mit der internationalen beidseitigen Wettkampfhärte von Barabanov würde mithalten können, da die ersten Sätze zweimal zu 7 weggingen und Leon nicht die Aktionen auf seiner Seite hatte. Auf der Bank wurde bereits gemunkelt, dass das Talent zu schlechte Trainingspartner in HH hätte, um gegen so ein Kaliber wirklich mithalten zu können. Doch Leon hatte aus den ersten verlorenen Sätzen gelernt und übernahm dann immer mehr die Initiative, gewann zu 9 und zu 5. Der Fünfte wurde dann superknapp und Leon war, von außen betrachtet, nicht genügend gewinngeil, da er sich anscheinend schon hinreichend an der eigenen, hervorragenden Leistung berauscht hatte, um Gespräche mit den Zuschauern zu beginnen und etwas theatralisch zu kommentieren („da werd ich schonmal emotional…“), als es um alles und in die Verlängerung ging. So kam es dann, dass sich der Weißrusse doch noch durchsetzen konnte, nicht unverdient, aber auch keineswegs überlegen – Leon hätte ihn fast gehabt, er war sichtlich froh, den jungen Mann noch einmal bezwungen zu haben.
Der dritte Punkt für Jever sollte aber keineswegs die Wende einläuten, denn Malte zeigte gegen Luperdi sehr konzentriertes Angriffstischtennis mit fiesen Endschlägen und guter Spieleröffnung gegen Abwehr. Respekt!
Jan Niklas hatte dann die Aufgabe, den Sack zuzumachen und erledigte die Aufgabe konzentriert und mit im Spielverlauf verbesserter Taktik und Variabilität mit 3:1 gegen Janssen. Er hat also ein 2:0 gespielt und wird jetzt in dieser Regionalliga-Saison wohl über den Status des ewigen Talents hinauskommen und sich in Richtung „feste Bank“ entwickeln. Tobi hat seine Halbwertzeit auch noch nicht überschritten, obwohl er während der Autofahrten eher scheintot war, uns ist kaum ein Spieler eingefallen, der ihn im unteren Paarkreuz wird bezwingen können. Malte wird in der Saison zeigen, dass er gegenüber dem letzten Auftritt in der Regionallliga Mitte einen großen Schritt nach vorn gemacht hat und von Leon kann man ohnehin nur überrascht sein. Simi wird mit Jesus und Josef im Bunde dann, wenn er gefordert wird, performen – es sieht also ziemlich gut aus um unsere Erste!
Leider musste ich die anderen enttäuschen und den Abend mit der Familie verbringen, was mir aber sehr gut gefallen hat. Ich werde das bei Zeiten mal mit einer Essenseinladung für die Truppe wiedergutmachen.
Übrigens: Ich komme wohl morgen zum Training und werde der Dritten und Vierten in den Ohren liegen mit einer weiteren Schilderung meines ersten Regionalliga-Auftritts. Ich weiß, Ihr freut Euch alle tierisch darauf. Olaf hat ja schon bei Säntoreini gemunkelt, dass ich bloß nicht gewinnen dürfe, sonst würden sie sich das ewig anhören müssen…. TSCHAKKA!
Ich hab´s befürchtet – Bastus kommt zum Training! Trotzdem muss ich neidvoll anerkennen: Super Sieg von Bastus, super Bericht. Glückwunsch natürlich an die ganze Erste. Ohne Olli breite Brust gezeigt und das Ding eingetütet. Ich freue mich auf´s erste Heimspiel und jede Menge Heldensaga und Klugscheißerei … primär natürlich auf den Imbiss 🙂
Ja super, Glückwunsch und RESPEKT an die ErsteEndgeil! Vor allem natürlich an Bastus, da haben sich alle Diskussionen und der Knatsch mit der Family ja gelohnt, so ein Erlebnis mit 41 ist der Hammer, zu 9 im Fünften, saustark!!! Aber auch für Simmi und Janni geht der Daumen hoch für die ersten Meriten in der Regionalliga und der Rest der Truppe wird ebenfalls beglückwünscht. Leon braucht ab und an mal einen Dämpfer, sonst mosert er bald so rum wie Simmi über das gegnerische Fallobst 😉
Wir freuen uns schon sehr auf die erste Heimparty und werden uns Bastus‘ Geprahle jetzt notgedrungen anhören, bis der HEM-Ü50-Titel ihm in 9 Jahren neuen Stoff gibt ;-)))
Auch von mir Glückwunsch an die Erste! Guter Start – das macht Vorfreude auf den ersten Heimspielauftritt. Bastus bekommt dabei aber Hausverbot, sonst müssen sich alle Anwesenden (auch mehrfach) anhören, dass er in der Regionalliga ungeschlagen ist….Reicht schon, wenn er heute zum Training erscheint!