(Mentale Kriegsführung im ( Tisch-)Tennis, Strategien aus dem Buch Winning Ugly von Brad Gilbert)
Tennis und Tischtennis sind nicht 1:1 vergleichbar, denn Tennis ist etwas für Grobmotoriker – Tischtennis ist Kunst. In der Fachsprache würden man sagen: Tennis ist das Spiel um den Ball, TT ist das Spiel um den Spin. Nachdem das deutsche Tennis schon bessere Zeiten gesehen hat und Deutschland im TT die Nr. 2 in der Welt ist schauen wir mit einer gewissen berechtigten Überheblichkeit auf die Handwerker der Tennis-Gilde hinab – trotzdem sind die Strategien von winning ugly auch im TT anwendbar. Brad Gilbert betont in seinem Buch dass winning ugly für alle Leistungsklassen gilt – auch für Hobbyspieler. Er beschreibt außerdem, dass der Unterschied zwischen den TOP 25 und den TOP 10 im Tennis nicht in der Qualität der Schläge liegt, sondern in der mentalen Stärke. Im Tischtennis kommt beim Punktspielbetrieb der Teamgedanke hinzu. Es verwundert manchmal, dass im Team der Wurm stecken kann und Spiele verloren gehen, die in der Hinrunde gewonnen wurden oder auf dem Papier eine klare Angelegenheit sind. Das ist im Fußball zwar auch der Fall, aber im TT ist ein Punktspiel ja nur die Summe der Einzelmatches – es scheint also auch eine Art kollektive mentale Stärke der Mannschaft zu geben. In der Saison 2010/2011 geriet die erste Herren durch verschiedene Faktoren in eine Schwächephase, die am Selbstbewußtsein rüttelte. Sebastian Baum hat dann als Maßnahme zum Teambuilding zu sich nach Hause eingeladen und einen sportpsychologischen Vortrag gehalten. Außerdem haben wir natürlich reichlich Pizza gegessen, Sing-Star gespielt und Spaß gehabt. In den folgenden Spielen war zu beobachten, dass die Mannschaft über reichlich Kampf versucht hat wieder ins Spiel zu kommen und der ein oder andere Gegner war etwas verwundert über das Pushen und die Aggressivität des Teams. Die Mannschaft ist am Ende wieder so gut drauf gewesen, dass einige Gegner die Höchststrafe erhielten (9:0). Winning Ugly funktioniert sowohl auf der Individualebene als auch im Team, es sollte nur nicht unfair werden. Während es in der von Brad Gilbert beschriebene Ära m Tennis reichlich „Stinker“ gab, die wirklich häßlich gewonnen haben, indem unfaire Aktionen stattfanden, sollten Tischtennisspieler den Ruf des fairsten Sports der Welt meines Erachtens nicht aufs Spiel setzen – ein bisschen Psychokrieg ist trotzdem immer dabei.