Auf nach Guiyang – Attentäter an Bord?

Wir stehen auf, schauen aus dem Fenster – dichter Nebel, alles weiß. Man kann keinem Kilometer weit sehen, wie bei uns im November. Alles Smog – 27 Grad!

Mit Gepäck geht es in den Bus, wir machen einen Abstecher zum Olympiagelände, Vogelnest. Der Verkehr ist chaotisch, wir laufen die letzte Strecke hin. Dann ab zum Flughafen. Gepäck aufgeben war recht einfach, dank unserer chinesischen Begleiter. Problem: dieses wurde sogleich durchleuchtet. Florin musste seinen Koffer öffnen, explosive Chemikalien wurden angezeigt! Und tatsächlich, er durfte sich von seiner Dose Kleber verabschieden. Jetzt zur Handgepäckkontrolle. Thomas musste seinen Ostfriesenschnaps abgeben, vorher kurzes Sturztrinken am check-in (ohne Beteiligung der Jugendlichen), wie man es sonst nur von Malle kennt, und dann: Bei Mathias Hamm wird ein Messer im Handgepäck gefunden! Das weiß doch jeder, dass man kein Messer an Bord bringen darf. Ein Attentäter unter uns? „Das hatte ich beim letzten Training wohl vergessen, damit habe ich meine Kiwi geschnitten“, so die lapidare Erklärung. Messer abgeben, das war’s – auch hier in China.

Der 3-stündige Flug nach Guiyang, Suwens Heimat, war ruhig. Stefan bekommt eine junge Chinesin als Sitznachbarin, nach 5 Min sind beide im Gespräch vertieft, genau wie beim Flug nach Amsterdam. Unglaublich!

Guiyang hat über 2 Mio. Einwohner, die Umgebung hat eine Hügellandschaft. Der Flughafen wirkt deutlich provinziell. Es hat auch rund 30 Grad, sonnig und – kein Smog. Zum ersten Mal seit drei Tagen können wir bis zum Horizont sehen.

Wir werden gegen 17.00 Uhr von einem Bus abgeholt und in die Stadt gefahren. Wenn wir bisher dachten, wir kennen.das chinesische Treiben, jetzt kennen wir es besser. Der Verkehr ist noch eine Stufe chaotischer, von allen Seiten wird gehupt, Fußgänger, Radfahrer und Autos teilen sich munter die Straßen, am Rande offene Küchen und Pfirsich- und Melonenverkäufer mit ihren Karren. Wenn man über die Straße will, dann muss man sich halt einen Weg bahnen.

Wir bleiben mitten auf der Straße stehen, alles aussteigen, Gepäck wird durchs Fenster gereicht – und alles hinter uns hupt! Wir fassen es kaum – Leute bleiben stehen und machen ein Foto von uns. Das Hotel ist eher klein, Zweierzimmer, aber mit Dusche/WC und Klimaanlage. Und zur Freude unserer Kinder ein Zimmertelefon! Wir werden angewiesen, nicht allein raus zu gehen, man kennt in der Stadt keine Ausländer – wir fühlen uns umzingelt.

Eine Stunde später ist Abfahrt zum Essen, zusammen mit Suwens Familie. Reichhaltig und exotisch, immer wieder etwas neues. André findet auch was, alle werden satt. Wir stoßen noch mit einem Lied auf Thomas heutigen Geburtstag an, jetzt erklärt sich auch die Lokalrunde Schnaps beim check-in. Danach zum ersten Training.

Die Halle ist eher alt, aber geräumig, 20 Tische – alle schauen, als wir durch die Halle zur VIP-Kabine gehen. Es sind viele kleine Kinder und ältere Menschen dort, man schaut wohl gern auch beim Training zu. TT ist hier Kommunikation. Wir sehen durch ein Fenster die Halle, die können alle richtig gut spielen! Erste Nervosität steigt auf. Wir betreten die Halle, jeder bekommt seinen Chinesen und das dumme Gefühl obendrauf bei jedem Fehler beim Einspielen so schlecht zu sein wie noch nie.

Es ist recht heiß in der Halle, rund 28 Grad und feucht dazu. Wir sind nach drei Minuten klitschnass, für unsere Gegner scheint alles mühelos zu sein. Florin hat nach seinem Armbruch vor drei Wochen noch etwas Mühe, ist nicht ganz zufrieden, Wir machen drei kleine Übungen. Der letzt Funken, der uns aufrecht hält, sind gelegentliche Fehler unserer Gegner. Wir machen ein Spiel. Plötzlich eine Jubelschrei und die Siegerfaust von Michel – alle Chinesen drehen sich um und fangen an zu lachen und rufen sich etwas zu. Vermutlich so etwas wie „Schau mal, der Deutsche hat einen Punkt gemacht!“ Immerhin, Mathias Harth gewinnt gegen seinen Gegner mit 2:1, unser Quotensieg.

Abends fallen wir recht müde ins Bett, das ähnlich hart ist wie in Peking. Nicht alle – einige Klingelstreicher rufen um 1/2 1 Uhr nachts an, nicht schlimm, ich schreibe noch an meiner e-mail.

Und morgen erfahrt ihr, wie Balleimertraining in China aussieht und ob sich unsere Gruppe beim Ministerempfang benehmen kann.

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