Der große Wettbewerb

Wir wachen auf, es regnet! Und es ist warm und heiß. Wir nehmen unser Frühstück in einem Restaurant ein, typische Hinterhofatmosphäre. War ganz ok, aber natürlich alles andere als europäisch. Danach Training in unserer 20-Tisch-Halle. Jeder bekommt einen Chinesen, ich bekomme einen 11-jährigen, es sind viele Kinder und Jugendliche in der Halle, die zuschauen. Im vorderen Teil der Halle findet so etwas wie Hobbytraining statt, alt und jung, es wird auch hier viel mit regelmäßigen Übungen trainiert.

Unsere Übungen sind einfach, werden mit hoher Intensität gespielt. Unsere Gegner kennen kein „Daddeln“. Wir sind nach 5 min nass, unsere Gegner werden wahrscheinlich denken: „Schwitzen alle Europäer so stark?“ Florin spielt mit, macht aber bei den Trainingsspielen Pause – der Arm tut noch zu weh.

Mittagessen in Hallennähe, war nicht doll, unsere Jungen verweigern weitgehend die Nahrungsaufnahme. Wir fahren mit dem Bus in die Nachbarstadt Xiu Wen über die Autobahn, zusammen mit einigen unserer Trainingspartner, gegen die wir auch später spielen werden. Am Kontrollpunkt vor der Stadteinfahrt werden wir in der Warteschlange von Polizisten umstellt und rausgewinkt. Was ist passiert?

Wir müssen rückwärts aus der Warteschlange raus, hinter einem Polizeiwagen mit Blaulicht fahren, auf einer Nebenspur werden wir am Kontrollpunkt vorbei geführt. Wir werden schneller und verstehen, vor uns fährt eine Eskorte. Wir fassen es kaum, auch unseren chinesischen Mitfahrern scheint dies ungewohnt zu sein. Wir kommen in die Stadt Xiu Wen, hier ist wenig Verkehr. Einige Kreuzungen mit Polizisten sind wohl vorgewarnt. Sobald wir uns nähern halten sie den Querverkehr an. Wir fahren zum Mandarin Inn, einem Hotelklotz am Rande der Stadt. Der Bus hält neben dem Hotel, öffnet die Türen, schließt die Türen wieder und fährt direkt vor den Haupteingang und wir werden von Leuten in Uniform ins Hotel geführt. Wir sollen wohl keinen Meter zuviel laufen. Wir sind alle komplett in der 9. Etage einquartiert, kein anderer Gast ist in dieser Etage. Große Zimmer, edles Ambiente, King-size-Betten. Wir fühlen uns wichtig.

Kurz danach Abfahrt zum Xiu Wen-Tempel. Wen war ein berühmter Lehrmeister aus dem Jahr 1500, Philosoph und Dichter. Wir besuchen die Gärten, Höhlen und das Museum, zwei von Wen gepflanzte Zypressen stehen heute noch!

Zurück zum Hotel, schnelles Abendessen! Wir gehen zu Fuß zur Sporthalle. Dimension wie die Wandsbeker Sporthalle. Wir betreten die Halle, die ersten Zuschauer sind schon da. Wir haben einen Fanblock. Der Adrenalinspiegel steigt. Drei Tische, wir spielen in drei Mannschaften. Ein Reporterteam mit Kamera und Mikro erscheint. Ich werde zum Interview gebeten, Suwen übersetzt. Ich werde gefragt, welche Chancen wir uns ausrechnen. Ich bin höflich-vorsichtig und gebe uns nur Außenseiterchancen.

Einzug der Mannschaften, wir alle im rosa Hemd mit China-Flagge, von Mr. Chen besorgt. Begrüßung in Chinesisch und Englisch. Aufstellung, namentliche Vorstellung mit Verbeugung. Es sind internationale Schiedsrichter im Einsatz.

Die Spiele beginnen. Wie befürchtet, sind unsere Gegner dominant, insbesondere im Aufschlag-/Rückschlagbereich. Ich habe das Gefühl, unsere Gegner haben Order bekommen, bei 2:0-Führung einen Satz etwas nachzulassen. Unsere 1. Mannschaft mit Tobi, Lutz und Mathias Harth gewinnt keinen Satz. Florin ist noch nicht wettkampffähig, er übernimmt Fotos und Videos. Ich stehle mich mit Delegationsleiterverpflichtungen aus der Affäre. Die anderen Spieler gewinnen schon mal den dritten Satz, das war’s. Am erfolgreichsten war noch Stefan, er kam in den „Flow“ und konnte gar den 5. Satz erzwingen. Am Ende brachte Stefan noch einige Showeinlagen, das Publikum applaudierte. Ein schöner Abschluss. Und trotz dreier 0:5-Niederlagen eine tolle Sache. Am Ende noch offizielle Fotos, unsere Gastgeber schienen zufrieden zu sein. 1-2 Spiele hätten wir schon gern gewonnen.

Wir gehen ins Hotel. Die Jungen geiern nach einem Hamburger, einige Ältere suchen die Hotelbar. Wir stellen fest, dass weder Hotelbar noch Küchenservice noch Minibar existieren – trotz des glitzernden Hotelnamens. Ein schneller Spurt zum Supermarkt, Gurkenchips und weiche Kuchen, wir sind satt. Mal sehen, wie die Nacht im Mandarin wird.

Morgen geht’s nach Guiyang, dann könnt ihr lesen, was wir mit einer Sportcentereröffnung in Guiyang zu tun haben und ob wir beim nächsten Spiel ähnlich verhauen werden.

Hinterlasse eine Antwort