Die Nacht war kurz für mich. Ich habe meinen Wecker auf 4.45 Uhr gestellt. Und ich schlafe schlecht. Nicht, weil ich nervös wäre über das, was uns in China erwartet, eher die Sorge, ob alles klappt bei den Anreise. Wir sind 14 Teilnehmer, ich habe 14 Pässe in meinem Rucksack und 14 Bahn- und Flugtickets, komme mir schon vor wie ein Passfälscher.
Vier Hürden haben wir an diesem Tag, und alle wollen genommen werden: Die Hamburger S-Bahn hat Zugersatzverkehr von Poppenbüttel bis Ohlsdorf, hoffentlich kommen alle pünktlich um 6.00 Uhr an den Bahnsteig nach Ohlsdorf. Hürde Nr. 2: Hoffentlich stehen die anderen um 7.00 Uhr im Hauptbahnhof auf dem Bahnsteig. Außerdem hoffe ich, dass der ICE nach Frankfurt pünktlich ankommt und sich keiner unterwegs vor die Bahn wirft. Dann sollte es auch mit der vierte Station klappen, dem Check-in bis 13.00 Uhr. Und um 14.15 Uhr – Abflug!!! Suwen ist schon vorgeflogen, erwartet uns dann morgen beim Gate in Chengdu.
Es geht gut los. Alle sieben Teilnehmer sind pünktlich in Ohlsdorf, die erste Hürde ist geschafft. Und auch am Hauptbahnhof treffen wir die anderen sieben + Anhang. Der ICE nach Frankfurt kommt pünktlich, wir steigen ein. Für die begleitenden Eltern unserer sieben Jugendlichen wird die Verabschiedung wohl schwieriger gewesen sein als für die Teilnehmer selbst.
In Hannover steigt eine Gruppe alkoholisierter hard-core-Fußballfans ein, verbreitet Bierdunst und scheucht erst mal mit unfeinen Worten einige unserer Spieler von den Sitzen. So ist es halt, wenn man auf nicht-reservierten Plätzen sitzt. Aber am Ende hat jeder seinen Platz, alles ok. Gut, dass die Gruppe an der nächsten Station selbst verjagt wurde von Reisenden, die wirklich reserviert hatten.
Wir kommen pünktlich in Frankfurt-Flughafen an. Die gute Beschilderung lässt uns trotz langer Wege schnell zur Sicherheitskontrolle gelangen. Unterwegs halten wir immer mal an, zählen bis 14, es soll je keiner auf dem Hinweg verloren gehen. Handgepäckkontrolle. Ich bin stolz, komme ohne piepen durch, viele andere werden nochmals abgescannt. In Nils Gepäck findet sich ein verdächtiger Gegenstand, Nils muss vortreten und das Handgepäck ausbreiten. Ich nehme schnell ein Foto von der Szene und ärgere mich im selben Moment, dass ich das Blitzlicht nicht abgestellt habe. Sofort schreit die Kontrollbeamtin mich an: „Löschen Sie sofort das Foto“ und stürmt auf mich zu und klebt fast an dem kleinen Monitor. Ich fühle mich als Terrorist entlarvt und tue mit hektischen Bewegungen, wie mir aufgetragen wurde. Immerhin durfte ich dann weiter gehen.
Ohne Hektik warteten wir noch ca. eine Stunde und betreten dann den Airbus 330-200. Wir sitzen alle in drei Reihen hintereinander. Ich glaube, wir sind die einzigen Europäer in der Maschine, hören nur Chinesisch um uns herum. So wie hier wird es uns wohl in den nächsten 19 Tagen gehen. Rund 10 Stunden Flug sind geplant. Die meisten Teilnehmer vertiefen sich in die Bordelektronik mit Bildschirm, Filmen, Spielekonsole und Musik, haben fast alle sofort die Kopfhörer auf. Und die ersten sind nach 2 Stunden schon eingeschlafen – power-nappinng. Klug, sollen wir doch schon morgen Nachmittag vorspielen.
Der weitere Flug verläuft unspektakulär. Es ist Mitternacht nach deutscher Zeit, als wir landen. Und hier ist schon der neue Morgen, 6.00 Uhr Ortszeit in der Frühe. Es ist etwas trüb, hat offenbar geregnet, überall Pfützen, 23°C.
Und morgen lest ihr, wie unser erster Trainingstag verlaufen ist.