Wir stehen um 5.30 Uhr Ortszeit auf, hier ist es noch fast dunkel. 45 min später stehen alle schon abfahrbereit in der Hotelhalle. Das Packen am Vorabend hat sich gelohnt, es gibt keine Verzögerungen. Kurze Verabschiedung von Suwen. Ab heute wird ihr richtiger Urlaub losgehen, vermuten wir.
Bustransfer zum Flughafen. Es ist schon viel los um diese Zeit. Das Hupen in unserer Straße hat nur geringfügig nachgelassen, aber die Straße zum Flughafen ist frei. Wir checken in Guiyang ein, zunächst für den Inlandsflug nach Peking. Die Gepäckkontrolle rechnet für unsere Gruppe ein Übergewicht von 30 kg aus. Nicht völlig unerwartet, Gastgeschenke und Mitbringsel haben halt auch ihr physikalisches Gewicht. Die erste Forderung liegt bei rund 64 €. Mr. Chen handelt unter Verweis auf behauptete größere internationale Freimengen einen Rabatt auf 52 € heraus, der Schalterbeamte ist ansonsten aber unkooperativ und von stoischer Mine. Mr. Chen lässt seinen Chef herbeikommen, der taxiert uns dann auf 38 €. Wir sehen das Ende der Fahnenstange erreicht, werfen zusammen, zahlen die Gebühr und passieren anstandslos, nachdem wir uns auch bei Mr. Chen bedankt und von ihm verabschiedet haben.
Trotz knapp drei Stunden Umsteigezeit wurden wir von Suwen gewarnt, es könnte knapp werden in Peking, da wir erst Gepäck abholen und dann erneut international einchecken müssen. Wir freuen uns, dass ein dienstbarer englischsprachiger Geist in Uniform uns am Gepäckband anspricht und uns zum Transfer-check-in geleitet. Praktische Sache, hier werden wir gleich bis Deutschland abgefertigt und erhalten unsere Bordkarten, müssen nicht mehr an einen KLM-Schalter. Der Geist weist uns den weiteren Weg zum Zoll – dann hält er die Hand auf und fordert seinen Lohn, der Einfachheit gleich in Euro. Er will 10 Euro und jammert, als ich ihm die Hälfte gebe. Für Fünf Euro in Guiyang hätten wir zwei Rolex-Plagiate bekommen oder fünf Mal Frühstück.
Bei der Gepäckabgabe kommt André ins Schwitzen. Ganze 25 kg bringt sein Koffer auf die Waage, Thomas und Jenni haben sogar 10 kg Mehrgewicht. Diesmal ist es kein Problem und den Damen hinter dem Schalter nicht einmal eine Bemerkung wert, vermutlich weil es kein KLM-Schalter ist.
Nach Erhalt der Bordkarten setzt ein schwunghafter Handel mit den begehrtesten Plätzen ein. Tobi will Mitte gegen Gang eintauschen. Plötzlich steigen die Preise, es gelten die Regeln von Angebot und Anfrage. Florin legt das Geschick eines persischen Teppichhändlers an den Tag, tauscht seinen Gangplatz mit Tobi gegen dessen Mittelplatz plus McDonalds-Menü plus 4 Cheeseburger plus 1,5 Stunden Balleimertraining. Ich bin sicher, aus Florin wird einmal ein erfolgreicher Geschäftsmann.
André kommt aus dem Schwitzen nicht heraus. Bei der Handgepäckkontrolle muss er zum zweiten Mal seinen Rucksack öffnen und abgeben – zwei Sprite-Flaschen und ein Reinigungsspray bleiben zurück, Stefans Nagelschere wird geprüft, darf aber letztlich passieren.
Erste Zeichen westlicher Kultur begegnen uns in Peking. Wir haben noch Zeit, überfallen die Starbucks-Filiale im Abfertigungsterminal und gönnen uns Sandwiches, Kaffee und Muffins. Im Flugzeug haben wir erst mal eine Stunde Verspätung, bevor wir abheben. Eine Gruppe von etwa 20 Holländern fliegt auch mit uns, Teilnehmer eines Jugend-Feriencamps in China. Dies ist die größte Ansammlung von Ausländern seit 17 Tagen.
Wir kommen nach zehn weiteren Flugstunden mit leichter Verspätung gegen 19.00 Uhr in Amsterdam an, haben aber noch eine Stunde bis zum Boarding für unseren Anschlussflug. Das sollten wir schaffen.
Hiermit enden meine Berichte für China2009. Mir hat die Reise in diesem Team sehr viel Spaß gemacht. Ich hoffe, dass alle Leser mit den Berichten unsere gemeinsamen Erlebnisse zumindest ansatzweise mit uns teilen können und bedanke mich fürs Lesen.