Organisation auf chinesisch

Von 1. September 2011 Allgemein, China, China 2011 Keine Kommentare

Es ist bewölkt. Vielleicht nicht schlecht für einen Ausflugstag. Wir wissen nicht, was heute abläuft. Aber wir lernen – chinesische Planung läuft anders als in Deutschland. Sogar Thorben irritiert das, für Tobi und mich kommt das nichts unerwartetet.

Wir müssen um 9.00 Uhr im Bus sein. Unser Frühstück läuft eingespielt ab, wir wissen, was uns schmeckt.

Mücken sind ein kleines Problem. Sie sind überall, manchmal auch nachts im Zimmer, aber man sieht sie nicht. Marci hat heute Nacht viele Stiche im Bein gesammelt. Wir reiben uns vor dem Start noch mit Mückenspray ein. „So wie ihr riecht“, meint Simon zu Janni und Marci, „würde ich euch als Mücke auch nicht stechen.“ Kein Wunder – beide haben sich mit Nobite für die Kleidung eingerieben, das hält bis zu vier Wochen, auch trotz Wäsche.

Wir fahren etwas außerhalb der Stadtgrenzen. Die Hauptstraßen sind breit, fast schon großzügig. Sechs Spuren sind die Regel, in der Mitte ein Palmenstreifen, fast so wie in Miami Vice. Es sieht etwas südländisch aus, viele alleeartigen Straßen. Der Verkehr ist mäßig, keine Staus, viele Motorräder, wenige Fahrräder, kein Smog. Es wird etwas wild gefahren und viel gehupt, links und rechts überholt. Aber man achtet viel aufeinander und lässt jeden fahren wie er will, auch gegen den Verkehr und unter den Augen der Polizei, die im Übrigen keine hohe Präsenz zeigt.

Wir halten an einem Tor. Es ist eine Art Hansapark-Verschnitt-Verschnitt. Es sieht etwas verlassen aus, heute ist Schultag. Wir gehen aufs Gelände, machen eine kleine Bootsfahrt. Leichter Regen schlägt uns entgegen. Der Flusslauf ist umsäumt von meist kleinen Häuschen. Ab und zu sieht man Menschen oder Haustiere. Alles ist grün, das subtropische Klima lässt alles wachsen. Wir machen Zwischenstopp an einem Wunschbaum. Simon schreibt für 2 € seine Wünsche auf und schleudert sie mit einer roten langen Wurfleine hoch in den mit zahlreichen Bändern geschmückten Baum. Die Leine verfängt sich beim ersten Wurf – da kann ja nichts mehr schiefgehen mit den Wünschen.

Der Park wirkt wie ausgestorben. Wir laufen den Weg entlang. Janni setzt sich hinter eine Kanonenattrappe und bedient den Abzugshebel. Ein lauter Knall alarmiert die Kassiererin, sie eilt herbei, startet die Leine mit den Hasen auf die mit Tennisballen geschossen werden soll und hält am Ende die Hand auf. Zehn Bälle für 2 €, nicht wenig. Weiter zum Bogenschießen. Alle versuchen sich, Simon gibt 3 Schuss für alle aus. Ich lande einen Glückstreffer und höre besser auf.

Weiter geht’s, eine Frau bietet eine 3 Meter lange Schlange an zum über die Schulter legen. Keiner traut sich, ich werde vorgeschickt. Naja, egal, ich bin der Älteste und habe ja auch schon genug erlebt. Die Schlange windet sich um meinen Körper, alle machen noch letzte Fotos von mir. Ich bin entspannt. Nach einer Minute werde ich erlöst und. plötzlich wollen die anderen auch. Am Ende überleben wir alle ohne Biss, nur Marci jammert, als die Schlange beginnt, an seiner Hand zu züngeln.

Nach einer eher langweiligen und überteuerten Kart-Runde geht es zurück in die Stadt, zunächst in einen TT-Shop. Wir probieren Schuhe (zwischen 15 und 30 €) und schauen nach TT-Hemden. Weiter geht’s ins Lokal zum Mittagessen. Noch immer bekommen wir neue Gerichte, heute z.B. Muscheln, sehr lecker. Wir wollen wissen, wie die Turnierorganisation morgen aussieht. Suwen meint, sie erfährt auch nichts. Mr. Luo hat komisch gemeldet. Es ist plötzlich unklar, wer in der Mannschaft spielt und ob überhaupt alle spielen können. Suwen hat schon die ganze Woche gefragt, bekommt keine richtige Auskunft, ist genervt. So haben wir Suwen noch nicht gesehen.

Nachmittags machen wir Pause im Hotel, die abgegebene Wäsche kommt zurück. Wir sollen noch einen Ausflug vor dem Training machen. Eine Freundin von Suwen kommt mit zwei PKWs. Wir fahren zu der ehemaligen Residenz von Dr. Sun Yat-Sen, einem chinesischen Führer aus der 1900-er-Jahrhundertwende. Die Residenz ist parkartig als Denkmal eingerichtet und erlaubt Einblicke in das Leben des in China sehr bekannten Staatsmanns. Mr. Lou ruft an, fragt, wo wir bleiben. „Im Stau“ antwortet Suwen genervt. Überhaupt, die Chinesen telefonieren immer und überall mobil, und dann hört es sich eher nach Anschreien an als nach einem Gespräch.

Auf dem Rückweg entspannt sich zwischen Simon, Janni, Thorben und Marci eine hochphilosophische Diskussion über das ideale Leben.
Wir kommen, als die Chinesen gerade ihr Nachmittagstraining beenden. Vor dem Turnier wollen wir noch etwas Wettkampftraining machen – endlich mal Training ohne vollen Magen. Es läuft gut. Wir trainieren bis abends. Janni und ich kaufen noch einige der angelieferten Schuhe und einige Butterfly-Hemden im Shop von Mr. Luo für 18 € das Stück, dann zurück zum Hotel.

Wir stellen uns mental auf das Turnier morgen ein. Suwen sagt, wir müssen um 5.30 Uhr aufstehen, um 8.00 Uhr beginnt der Wettbewerb. Wir wollen noch eine Mütze Schlaf mitnehmen und gehen in die Heia.

Und morgen erfahrt ihr, ob wir etwas beim Turnier, den Friendship-Open, bewegt haben.

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